Zwei Monate ist das Finale der U19-EM in Baden-Württemberg her, bei dem Frankreich Italien keine Chance ließ und sich mit einem 4:0-Kantersieg zum Europameister krönte. Ein Rückblick auf die fünf größten Versprechungen des Turniers – und wie sie in die neue Saison gestartet sind.
1. Kylian Mbappé
Einer der jüngsten im ganzen Teilnehmerfeld – und doch der beste. Eine riesengroße Überraschung war Mbappé, der erst im Dezember volljährig wird, freilich nicht, hatte er doch bereits in der Rückrunde 15/16 bei seinem Klub AS Monaco in der Ligue 1 debütiert und dabei Erinnerungen an große Sturm-Talente der Monegassen wie Thierry Henry oder David Trezeguet geweckt.
Bei der U19-EM überzeugte Mbappé mit seinem Tempo, seinem Zug zum Tor (fünf Treffer in sechs Partien) und seinem Dribbling, dessen Stil ein bisschen an Ronaldo, den Brasilianer, erinnert. Die Explosivität, die in den Beinen des Franzosen steckt, der meist über den linken Flügel kam, war bei diesem Treffen der europäischen Nachwuchselite einzigartig.
Im Sommer lehnte Monaco angeblich ein ManCity-Angebot in Höhe von 40 Millionen Euro ab. In der laufenden Saison verletzte sich Mbappé im ersten Spiel, zuletzt war er aber wieder im Kader. Comeback soon!
2. Jean-Kévin Augustin
Mbappés kongenialer Sturmpartner im französischen Team war Jean-Kévin Augustin. Er hielt sich zumeist im Sturmzentrum auf, auch wenn er sich immer wieder fallen ließ, um seinen Bewachern zu entfliehen. Augustin ist eine Maschine, mit einem unorthodoxen Bewegungsablauf, aber beeindruckender Power. Mit sechs Treffern wurde der 19-Jährige von Paris Saint-Germain Torschützenkönig (im Video sein Tor im Finale gegen Italien).
Wie Mbappé kam Augustin auch bereits in der vergangenen Saison zu seinen ersten Ligue-1-Einsätzen. In der aktuellen Spielzeit wurde er zweimal eingewechselt. Die Konkurrenz ist beim französischen Dauermeister natürlich hart. Eine Leihe könnte Augustin sicherlich weiterbringen.
3. Dominic Solanke
Englands Augustin hieß Dominic Solanke. Der 1,85 Meter große Neuner war der Fixpunkt im Angriff der Briten. Solanke verstand es, sich gewinnbringend ins Kombinationsspiel einzubringen, eine Fähigkeit, die nur wenige Mittelstürmer bei diesem Turnier zeigten. Hinzu kam seine starke Physis und der trockene Abschluss (auch wenn "nur" zwei Treffer heraussprangen).
Solanke kam mit dem Selbstvertrauen von sieben Toren in 25 Partien in seiner ersten Profisaison als Leihspieler bei Vitesse Arnheim. Seit seiner Rückkehr im Sommer zum FC Chelsea kam der 19-Jährige nur auf 30 Minuten Einsatzzeit im Reserve-Team. London wird er wohl bald wieder den Rücken kehren.
4. Steven Bergwijn
Schon wieder ein Offensiver. Und erneut einer, der schon vorab als großes Talent angekündigt war. Steven Bergwijn war in einem zwar technisch beschlagenen, letztlich aber ein wenig enttäuschenden holländischen Team derjenige, der am meisten herausstach. Auch wenn er keinen leichten Stand hatte, weil sich die gegnerische Defensive meist nur darauf konzentrierte, ihn aus dem Spiel zu nehmen, deutete er seine Qualitäten immer wieder an, die da wären: Tempo, Dribbling und immer wieder gute Pässe in die Schnittstellen, wenn er vom linken Flügel in die Mitte zog.
Bei seinem Klub PSV Eindhoven, bei dem er vergangene Saison noch vor allem in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam, kommt er in dieser Spielzeit bislang als Joker zum Zug – auch in der Champions League. Der endgültige Durchbruch dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
5. Nicolo Barella
Nicolo Barella hat vor diesem Turnier wahrscheinlich nicht einmal den bestinformiertesten Scouts viel gesagt. Doch Barella, der auf der Doppelsechs der Italiener den offensiveren Part spielte, war der überzeugenste zentrale Mittelfeldspieler des Turniers. Mit nur 1,72 Meter erinnert er ein wenig an Joshua Kimmich, technisch beschlagen, gutes Passspiel und Übersicht, außerdem mit viel Offensivgeist und – typisch italienisch – extrem clever.
In der Rückrunde der vergangenen Saison lieh in sein Stammklub Cagliari Calcio zum Serie-B-Konkurrenten Calcio Como aus, wo Barella jede Menge Spielpraxis sammelte. Wobei Konkurrent irreführend ist: Como stieg ab, Cagliari auf – und so darf Barella nun erste italienische Liga spielen. Bislang vier Mal, darunter gegen den AS Rom und Juventus Turin – in der Startelf, versteht sich.
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