Für meine Tätigkeit als Scout, Spielervermittler und Berater gibt es eine emotionale und einen rationale Motivation: Emotional, weil ich schließlich doch noch einen Weg ins Fußballgeschäft gefunden habe; weil ich den Sport, den ich liebe, nicht nur als Journalist begleiten kann, sondern aktiv daran teilhabe.
Rational, weil ich vom Potential des afrikanischen Fußballs überzeugt bin. Auf den Landkarten der Scoutingabteilungen europäischer Profivereine ist der Kontinent noch ein ziemlich weißer Fleck. Dabei gibt es wohl nirgendwo so viele Jungs, die diesen Sport betreiben und deren größtes Ziel (und in der Regel einziger Weg aus der Armut) es ist, Fußballprofi zu werden.
Eines ist sicher: Nirgendwo können Spitzentalente heute noch zu so günstigen Konditionen verpflichtet werden wie in Afrika. Diese Spieler möchte ich finden, vermitteln und in Europa betreuen.
Scouting ist die Grundlage meiner Arbeit. Ohne die besten Talente ist jeder weitere Schritt umso mühsamer. Meine Suche nach herausragenden Spielern basiert dabei auf drei Säulen.
Die erste ist das Video-Scouting. Gerade von großen Turnieren wie dem CHAN ("lokaler" Afrika Cup), den U-17/U20-Afrika-Cups oder von internationalen Turniere wie jenes von Toulon finden sich sämtliche Spiele auf Scoutingportalen wie InStat. Auch Videos von Quali-Spielen oder von Begegnungen in den Top-Ligen Afrikas findet man dort. Ein wahres Paradies für Fußballverrückte, in dem man viele Stunden verbringen kann.
Die zweite Säule sind lokale Jugendturniere, die von den großen afrikanischen Fußballakademien organisiert werden. In Kamerun war ich etwa beim Tournoi de Limbe und beim Easter Cup (organisiert von der Elitefußballschule "Les Brasseries"), in Ghana bereits zweimal bei der Soccer Fiesta des Dreams FC. Die Turniere sind eine tolle Gelegenheit, in wenig Zeit viele gute Mannschaften zu beobachten. Hier trifft man auch europäische Scouts und Spielerberater.
Drittens fahre ich auf eigene Faust nach Westafrika, um die Länder, Strukturen und besten Adressen für Fußballtalente vor Ort kennen zu lernen. Ich scoute quasi "wild", besuche Klubs und Akademien und lasse mir von Kontakten im Land kleine Turniere organisieren. Diese Reisen sind äußerst fruchtbar: Zum einen, um die Situation vor Ort zu verstehen und enge Kontakte zu knüpfen. Zum anderen, weil sich schnell herumspricht, dass ein Europäer in der Stadt ist und sich die besten Talente zeigen wollen.
Deutschen Klubs die Möglichkeiten des afrikanischen Marktes schmackhaft zu machen, ist geradezu absurd schwierig. Klar, ein Afrikaner darf hierzulande weder in der Zweiten Mannschaft noch in der U19 spielen. Aber klar ist auch: Es muss das Ziel des Klubs und Vermittlers sein, dass der Spieler so talentiert ist, dass er in der Ersten Mannschaft Fuß fassen kann. Und die Kosten eines Probetraining fallen im Etat eines Profiklubs wohl nicht ins Gewicht.
Um Spieler vermitteln zu können, braucht es Türöffner. Agenten und Berater, die ihre guten Beziehungen nutzen können. Zu diesem Zweck arbeite ich mit anderen Beratern oder Agenturen zusammen. Grundsätzlich ist mir ist jede fruchtbare Kooperation willkommen.
Dass es für junge Afrikaner nicht einfach ist, sich in Europa – weit weg von zuhause – zurechtzufinden, ist klar. Deshalb tun Klubs gut daran, Dolmetscher oder sogar Integrationshelfer zu beschäftigen. Denn wer will schon einen Spieler aus privaten Gründen scheitern sehen, der bei einem anderen Verein später aufblüht?
Trotzdem ist die Integration und Betreuung der Jungs auch meine Aufgabe, die ich gerne und mit vollem Einsatz wahrnehme. Denn natürlich ist eine erfolgreiche Karriere auch in meinem Sinne, ganz besonders ist es jedoch eine Verpflichtung den Spielern und ihren Familien gegenüber, die sich oder ihren Jungen mir anvertraut haben.
Am besten lässt sich Afrikas Fußballszene anhand von Anekdoten erklären. Sie können lustig sein, vielleicht spannend und unglaublich klingen. Manche sind kurios, anderen zeigen die kulturellen Besonderheiten Afrikas. Hinter vielen wiederum steht schlicht die Erkenntnis, wie arm dieser Kontinent ist.
Gianni Gullo kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Seit mehr als 30 Jahren ist der Italiener als Scout unterwegs, hat für Juve, Milan und den OGC Nizza Spieler wie Zidane, Vieira oder Neymar gesichtet. Und doch gibt es etwas, mit dem der 61-Jährige im Spätherbst seiner Laufbahn hadert.
They have just turned 18 or will be 18 years old soon. African football talents who were born in 1998 and 1999 are waiting for their chance to move to Europe this year. I present ten of
them who want to follow Wolfsburg's winter signing Victor Osimhen and whom every European club should have in mind.